Forst & Technik

Im März stellte John Deere in Finnland die mittelgroßen Forwarder 1110G, 1210G und 1510G erstmals vor. Im Juni waren sie dann auf der Elmia Wood zu sehen – und Anfang Juli lieferte Forex das erste Exemplar der G-Forwarder in Deutschland aus. Forst & Technik hat den JD 1110G von Richard Tschuschke südlich von Berlin besucht.

 

Richard Tschuschke kam an diesem Tag zu spät. Er hatte einen Termin mit dem Revierförster von Eisenhüttenstadt, der ihn in die neuen Holzernteflächen eines Privatwaldbesitzers einwies. Das kann schon mal etwas dauern, weil dabei neben den Polterflächen auch um die Besitzgrenzen geht. Ursprünglich hat der junge Mann überwiegend im Landeswald gearbeitet, dies aber wegen der niedrigen Aufarbeitungspreise nach und nach reduziert. Heute kommt immer öfter die Selbstwerbung im Privatwald hinzu. Der gelernte Forstwirt sprüht vor Energie, als er von seinem Unternehmen erzählt. Dass er einmal im Forst landen würde, war ihm schon immer klar. Schon als kleiner Junge war Tschuschke von allem begeistert, was mit Holz und großen Maschinen zu tun hat. Nach seiner Ausbildung zum Forstwirt machte er sich 2010 mit dem Einzelunternehmen „Mobiles Lohnsägewerk und Forstarbeiten“ selbstständig und bot mit einer Wood-Mizer zunächst Lohnschnittarbeiten an – so wie damals schon sein Vater Udo Tschuschke. 2017 gründete er schließlich das Forstunternehmen „Waldform GmbH – Forstbetrieb Mark Brandenburg“. Neben dem Lohnschnitt lag sein Schwerpunkt in den ersten Jahren auf der motormanuellen Holzernte; erst 2012 kaufte Tschuschke seinen ersten Harvester, einen elf Jahre alten Timberjack 1070. 2014 ersetzte er diese Maschine gegen einen neuen John Deere 1070E und stockte den Maschinenbestand 2016 um einem JD 1170E auf. Mit diesen zwei Maschinen erntet der 26-Jährige heute jährlich zwischen 50000 und 60000 Fm Holz, überwiegend im südlichen Brandenburg. Dazu kommen rund 4000 Fm, die motormanuell geerntet werden. Im Prinzip bietet er aber von der Kulturbegründung bis zur Problembaumfällung und dem Holzhandel alle forstlichen Arbeiten an. Um dafür gerüstet zu sein, besitzt er auch noch einen John-Deere-Traktor mit Ritter-Seilwinde und Forstfräse – und weiterhin das mobile Sägewerk von Wood-Mizer sowie einen Sägespaltautomaten von Posch.


Wenig Extras

Auf einen Rückezug hat Tschuschke lange verzichtet, weil bisher sein Bruder Benjamin und ein Subunternehmer mit ihren Maschinen für die Holzbringung zuständig waren. Um flexibler zu sein, hat er sich dieses Jahr nach Gründung der Waldform GmbH anders besonnen und bei der Firma Forex in Malchow einen Forwarder bestellt, einen JD 1110G. Dass er die allererste Maschine der neuen G-Generation in Deutschland erhalten würde, war natürlich nicht geplant. Als er im April bestellte, war bei John Deere die E-Serie gerade ausverkauft, und das Bestellfenster für die G-Serie ging auf.


Die G-Serie

Wie die übrigen G-Serie-Forwarder arbeitet der JD 1110 G mit dem Sechszylindermotor JD 6068 PowerTech Plus, der mit Dieselpartikelfilter, Dieseloxidationskatalysator und der selektiven katalytischen Reduktion (SCR) nicht nur die Abgasnorm Tier-4-final erfüllt, sondern im Vergleich zur E-Serie auch den Dieselverbrauch senkt. Zugleich legen die Motorleistung und das Drehmoment zu. Der JD 1110G mit 12 t Ladekapazität hat nun 145 statt 136 kW wie sein E-Vorgänger und und 865 Nm Drehmoment statt 825 Nm. Neben dem Motor hat John Deere auch die Maschinensteuerung überarbeitet. Dazu zählt neben einer einfacher konstruierten Verkabelung mit weniger Komponenten und robusteren Kabelsteckern auch ein schnellerer CAN-Bus sowie neue Meca-Steuermodule. Das führt laut Hersteller dazu, dass sich die Krane der G-Serien-Maschinen schneller und präziser bedienen lassen als zuvor. Bei der Ausstattung hat sich Tschuschke nur wenige Extras erlaubt. Seine Maschine besitzt ein Frontpolterschild, um nach Abschluss der Rückearbeiten die Wege abziehen zu können. Dazu kommen ein Schutzgitter für den Kühler, der beste verfügbare Sitz und eine Rungenkorbverlängerung, mit der man auch zwei 3-m-Stapel laden kann. Wie Fahrer Benedikt Milost sagt, lohnt sich die Verlängerung aber nur, wenn die Rückeentfernungen sehr weit sind. Beim Kran blieb Tschuschke bei der Serie, dem CF 5 mit 105 kNm Bruttohubmoment, obwohl mittlerweile auch der stärkere Kran CF 7 mit 123 kNm für den 1110 G erhältlich ist. Andererseits war es für den technisch aufgeschlossenen Unternehmer aber auch klare Sache, den Kran mit der intelligenten Kransteuerung IBC zu bestellen. Den Aufpreis dafür sparen sich in Deutschland viele John-Deere-Kunden bisher.


Der Springer

Serie ist desweiteren die adaptive Antriebssteuerung. Diese Neuerung sorgt dafür, dass bei einer gewählten Fahrgeschwindigkeit die Motordrehzahl immer in einem optimalen Bereich bleibt. Während sie am Hang oder bei einem Hindernis steigt, regelt die Steuerung sie bei der Fahrt bergab herunter. Das sorgt nicht nur für einen geringen Kraftstoffverbrauch, es senkt auch den Geräuschpegel der Maschine. Der Fahrer hat drei Drehzahlbereiche zur Auswahl, in den meisten Fällen reicht der Normalmodus, bei dem die Drehzahl zwischen 1 200 und 1 700 U/ min verstellt wird. Dazu kommen ein Eco- und ein Power-Modus. Fahrer Benni kann dazu jedoch nicht viel sagen, weil er den neuen Forwarder nur vertretungsweise für den Stammfahrer Philipp Gallasch übernommen hat und keinen Vergleich mit einem Vorgängermodell hat. Der gelernte Forstwirt ist in der Regel in der motormanuellen Holzernte tätig. Da er an der Waldarbeitsschule Kunsterspring auch die Forstmaschinenausbildung mitgemacht hat, übernimmt er gelegentlich Maschineneinsätze.
Richard Tschuschke fährt normalerweise den Harvester JD 1170E. Aber hier deutet sich schon wieder eine Änderung an. Weil die Auftraggeber immer öfter nach Achtradmaschinen fragen, ist er mit der Firma Forex schon im Gespräch über einen Achtradharvester. Leider ist seine Wunschmaschine, der auf der Elmia Wood vorgestellte 1170G 8W, noch nicht zu haben, weil von diesem Modell bisher nur drei Testmaschinenen in Skandinavien existieren. Darum wird es wohl ein 1270G 8W. Dafür bestellt er ihn aber gleich mit der IBC-Kransteuerung, die es jetzt auch für Harvester gibt. Auch hier dürfte er wieder der Erste sein.

 

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